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„Unternehmen statt Unterlassen“ – Warum die Zukunft des Gartenbaus mehr Mut braucht

Am 27. März 2025 fand in Glattbrugg ein inspirierender Austausch unter Branchenexperten, Unternehmern und Querdenkern der Gartenbauszene statt. Der Tag war geprägt von offenen Worten, überraschenden Perspektiven und einem klaren Appell: Die Branche darf und muss mutiger werden.

«Wenn Gartenbauer sagen, sie könnten mit den Preisen nicht mithalten, liegt das Problem oft nicht beim Preis.» So lautete eine der ersten provokanten Aussagen von Franziska Paukert, die mit ihrem Eröffnungsvortrag den Ton des Tages setzte. Vielmehr mangele es an den entscheidenden Schritten davor – im Auftreten, in der Kundenkommunikation und in der inneren Haltung.

Was kleine Betriebe gross macht

Privatkunden wählen nicht immer den günstigsten Anbieter. Sie suchen Persönlichkeit, Geschichte und Authentizität – Dinge, die grosse Firmen kaum bieten können, so Franziska Paukert. Ihr Appell an die Branche: Mehr Leichtigkeit. Mehr Mut. Mehr Lust auf. Oder in den Worten eines branchenfremden Unternehmers: „Unternehmer kommt von unternehmen, nicht von unterlassen.“

Podiumsdiskussion: Zwischen Baustelle und Büro

Vier starke Persönlichkeiten diskutierten zentrale Herausforderungen im Alltag von Gartenbauunternehmen:

  • Hans Ueli Kobel setzt auf tägliche Meetings und volle Transparenz, auch gegenüber Lernenden. Für ihn sind Soft Skills das Fundament jeder erfolgreichen Führung.
  • Patrick Züst betont die Notwendigkeit gegenseitigen Verständnisses zwischen Büro und Baustelle. Der Abbau von Hierarchien sei vor allem mit Blick auf die Generation Z essenziell.
  • Dariush Daftarian fordert, dass Führungspersonen nicht nur Inputs geben, sondern auch annehmen. Seine Vision: Selbstverantwortliche Mitarbeitende, weniger Kontrolle, mehr Vertrauen.
  • Christian Rohst plädiert für klare Leitplanken nicht als Einschränkung, sondern als Orientierungshilfe für junge Mitarbeitende.

Ein besonders eindrückliches Zitat: „Die Gartenbranche besteht aus ganz vielen kleinen Pflänzchen auf allen Ebenen.“ Eine treffende Metapher für das Wesen der Branche.

Nachfolge, Wandel und neue Kultur

Ein Unternehmer sprach offen über seine Nachfolgesuche und warum er lukrative Angebote bewusst abgelehnt hat. Für ihn zählen Werte mehr als Zahlen. Beim Wechsel vom Grosskunden- zum Privatkunden-Geschäft gehe es um mehr als das Angebot. Es sei ein kultureller Wandel: andere Mitarbeitende, andere Führung, andere Kommunikation.

Marketing im Gartenbau: unterschätzt, aber entscheidend

Marketing wird im Gartenbau oft vernachlässigt zu Unrecht. Daftarian stellte provokativ fest: «Klassische Werbung funktioniert in der Schweiz oft nicht. Der Schweizer macht keine Mund-zu-Mund-Werbung».  Kobel widersprach: Vertrauen entsteht durch echte Begegnung, nicht durch Newsletter. Der gemeinsame Nenner? Sichtbarkeit braucht Kreativität, Präsenz und Authentizität.

Der Garten ist ein Ort des Wachstums. Vielleicht gilt das nicht nur für Pflanzen, sondern auch für eine Branche im Wandel.