
Gemeinsam für die Zukunft der Gastronomie, Rückblick auf einen inspirierenden Abend
Was bewegt die Gastronomie heute und wie gestalten wir ihre Zukunft? Diese Fragen standen im Zentrum eines lebendigen Austauschs am 16. Juni 2025 in Glattbrugg. Gastronomen, Führungskräfte und Brancheninsider trafen sich, um offen über Herausforderungen, Wertewandel und neue Wege im Gastgewerbe zu diskutieren.
Unter der Moderation von Sabrina Drescher entwickelte sich ein ehrlicher, manchmal auch provokativer Dialog über das, was die Branche bewegt und was sie bewegen kann. Klar wurde: Die Gastronomie ist im Umbruch, doch der Wille zur Veränderung ist spürbar.
Wer war auf dem Podium?
Drei Persönlichkeiten mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen sorgten für eine vielseitige Diskussion:
Markus Witt ist Gastgeber und Inhaber von MW-Catering & Events. Nach über elf Jahren als Sous Chef im Grand Casino Baden und sieben Jahren als Küchenchef bei Blum-Hauser Gastronomie hat er sich mit seinem eigenen Cateringunternehmen selbstständig gemacht. Seine Ausbildung zum Chefkoch mit eidg. Fachausweis absolvierte er an der Hotel & Gastro formation Weggis.
Niklas Schneider, Küchenchef und Mitinhaber des Restaurants „Paradies“ in Baden, sammelte nach seiner Kochausbildung im „Löwen“ Dielsdorf Erfahrungen in renommierten Häusern wie dem Chedi Andermatt, der „Krone“ Regensberg und der „Steinhalle“ in Bern. Im zarten Alter von 25 Jahren übernahm er die Führung und das Inhabertum des „Paradies“ – ein mutiger Schritt mit Vorbildcharakter. Seit 2022 führt er das Restaurant gemeinsam mit einem Geschäftspartner.
Aka Abraham Amontchi, Dipl. Hotelier-Restaurateur HF, ist heute 1st-Level-Kundenberater, nachdem er vielseitige Berufserfahrung in der Hotellerie und Gastronomie sammelte, unter anderem bei UTO KULM, Hilton und Novotel. Später wechselte er in den Bereich Kundenberatung und Vertrieb, etwa bei Global Sana AG und TELAG.
Zwischen Leidenschaft und Realität
Im Zentrum stand die Frage: Was bedeutet Work-Life-Balance in einer Branche, die seit jeher von unregelmässigen Arbeitszeiten und körperlicher Belastung geprägt ist? Niklas Schneider brachte es pointiert auf den Punkt: „Die junge Generation fordert manchmal fast zu viel Life in der Work-Life-Balance.“ Markus Witt ergänzte: „Nicht die Zeit, die ich habe, ist entscheidend, sondern wie ich sie nutze.“
Abraham Amontchi betonte die Notwendigkeit, zwischen Inhaberschaft und Angestellten zu unterscheiden: „Es ist okay, ein Team zu sein, aber am Ende ist es ein Job.“ Leidenschaft dürfe nicht zur Selbstausbeutung führen.
Generationenwechsel und neue Werte
Die Diskussionsrunde zeigte klar, junge Menschen ticken anders. Sie haben mehr Alternativen, schätzen ihre Freizeit und stellen Sinnfragen. Einigkeit herrschte darin, dass es neue Wege braucht, um diese Generation für die Gastronomie zu gewinnen. Statt über ihre „Arbeitsmoral“ zu klagen, wurden konstruktive Ideen gesammelt: bessere Planung, Mitsprache, klare Kommunikation und faire Löhne.
Strukturelle Probleme und Lösungsansätze
Viel Kritik gab es an den Arbeitsbedingungen. Verspätete Lohnzahlungen, schlechte Planung, wenig Wertschätzung. „Work-Life-Balance beginnt damit, den Dienstplan nicht erst drei Tage vorher zu erhalten“, so ein Kommentar aus dem Publikum. Auch das Thema Coople wurde leidenschaftlich diskutiert, zwischen Arbeitserleichterung und ethischer Fragwürdigkeit.
Ein weiteres zentrales Thema war das Image der Branche. Markus Witt brachte es auf den Punkt: „Jeder meint, er könne kochen, das schmälert unsere Wertschätzung.“ Der Ruf der Gastronomie müsse sich ändern, weg vom reinen Produzenten, hin zum kompetenten Dienstleister. Das bedeute auch, die Preise und Leistungen selbstbewusster zu vertreten.
Ein Blick in die Zukunft
Am Ende wurde nach vorne geblickt. Was wünschen wir uns für die Zukunft? Höherer Stellenwert der Berufe, mehr Zusammenhalt in der Branche, mehr Mut zur Veränderung. Oder wie Sabrina Drescher es als Schlusswort formulierte:
Was ist ein kleiner, aber konkreter Schritt, den du in deinem Betrieb sofort gehen kannst, um die Work-Life-Balance für alle zu verbessern?
Der Abend in Glattbrugg hat gezeigt, die Gastronomie steht vor grossen Herausforderungen aber auch vor grossen Chancen. Und Veränderung beginnt im Gespräch.